Die letzte Woche hab ich nicht in Kanada, sondern in den USA verbracht. Allein mal dort rein zukommen ist nicht so einfach. Wenn man aber weiß, was man sagen darf und was nicht ist das alles kein Problem und dann können sogar amerikanische Beamte ganz nett sein. 😉 Man muss halt Fingerabdrücke hinterlassen…
Übernachtet haben wir in New Jersey, Long Valley. Da ist der Hauptsitz der Liebenzell Mission USA. Wir haben dort die Woche im Rahmen einer Freizeit mit einer kanadischen „Freikirche“ verbracht. Das war halt echt interessant, weil wir ja sonst nicht so viel mit normalen Kanadiern zu tun haben. Da merkt man halt erst mal, wie anders Kanadier ticken. Klar, sind sie westlich orientiert und schon irgendwie normal. Aber trotzdem total, wirklich total anders, als Deutsche. Allein die Dinge, über die sie reden und wie sie sie sagen, sind komplett anders. Wenn ich halt rede, und das so sage wies ein Deutscher sagen würde, ist es total unangebracht. Man muss sich hier „einfach“ immer vorstellen, wie sich Kanadier ausdrücken würden. Es ist einfach absolut ein no go, so zu sprechen, wie Deutsche. Das fängt bei der Tonlage an und hört bei den Themen auf. Also komplette Kulturumstellung! Am besten nicht hinterfragen, sondern einfach akzeptieren, das hier alles anders ist.
Was so unsere Beschäftigung angeht tagsüber, waren wir 4 Tage in New York und haben den Rest der Zeit mit praktischen Arbeiten in New Jersey verbracht.
Wie man sich New York so vorstellt, ist es halt absolut nicht. Wir waren den ersten Tag ein bissle sight seeing. Morgens waren wir in Brooklyn, beim Brooklyn Tabernacle, das ist eine Megariesenkirche mit ca. 5000 Leuten. Ich würde sagen 90% der Leute dort sind schwarz. Das ist echt krass. Das ist noch mal ne ganz andere Kultur, als Kanada oder allgemein Nordamerika. Kann man gar nicht so beschreiben. Muss man einfach erlebt haben. Nachmittags waren wir dann beim Broadway und Timessquare. Das war echt mal langweilig. Klar, sind da viele Lichter und so… Aber das ist sehr unspektakulär. Da hat mich das Brooklyn Tabernacle schon eher beeindruckt.
Die restlichen Tage in New York haben wir in der Bronx verbracht. Und wieder muss ich hier sagen, dass mir es dort im Vergleich zu Manhattan echt besser gefällt. Man merkt einfach, dass dort eine andere Atmosphäre herrscht. Es gibt dort sozusagen gar keine Weißen. Es gibt zwar wahnsinnig viele Leute aus Südamerika, daher kann dort auch jeder Spanisch aber so wie ich, grüne Augen und hellbraune Haare gibt’s dort nicht. Und blaue Augen schon gleich gar nicht. Da wünscht man sich schon mal für einen Tag schwarz zu sein. Man fällt halt einfach auf als Weiße. Unsere Zeit in der Bronx haben wir damit verbracht, in einer Schule, die im Sommer auch Programm hat, mitzuhelfen. Das ist in Amerika nicht so einfach. Da kann nicht jeder in eine Schule hineinspazieren. Aber wir waren ja in der Bronx. Da nehmen es die Leute nicht so genau. Trotzdem mussten wir alle unsere Reisepässe abgeben. Was Skepsis und Misstrauen in der Bronx angeht, ist das ganz schwer zu beschreiben. Irgendwie vertrauen die jedem. Die Kinder dort sind sofort mit jedem befreundet und man muss nicht erst beweisen, dass man was auf dem Kasten hat. Die nehmen die Menschen einfach so an, wie sie sind. Hilfsbereit sind die auch echt krass. Sie sind halt oft voneinander abhängig und teilen ihr Leben und alles, was sie haben mit jedem, der ihnen begegnet. Das ist echt eine wahnsinns Erfahrung, solche Leute kennen zu lernen.
Vom Temperament her ist New York im Vergleich zu Toronto sehr hektisch. In Toronto ist alles sehr easy going und jeder hat voll viel Zeit. New York ist eher wie Amsterdam. Dort hat alles etwas mehr Elan.
Auf dem Gelände der Liebenzell Mission USA „gab es“ eine Art Wohnwagenanhänger. Das Teil ist echt überdimensional riesig gewesen. Wir haben das zu einem Haufen Schrott verarbeitet. Erst mal alle Wände eingerissen und Holz verbrannt, unbrennbares Zeug in einen Container sortiert und vorher noch Lampen abmontiert, die man noch mal verwenden kann. Das war echt absolut mein Ding. Überall Dreck. Da konnte man echt seine ganze Muskelkraft einsetzen und Wände eintreten, mit dem Hammer die Dichtungsmaterialien aus der Wand reisen und riesige Platten Gips in den Container schmeißen. Das war ein echt gutes Training mit Folge Muskelkater aber hat echt voll Spaß gemacht. Da blutet man halt mal ab und zu wenn man irgendwo hängen bleibt mit dem Arm oder Bein aber das merkt man eigentlich gar nicht und ist auch nicht so tragisch. Manchmal erschrecken halt die anderen, wenn jemand irgendwo raus blutet, aber meistens steckt nur ein kleiner Kratzer dahinter. Wir mussten auch mit Masken und Schutzbrillen arbeiten, da schon viel komisches Zeug in der Luft rumgeschwebt ist. Das Feuer, in dem wir das Holz verbrannt haben war direkt neben dem Container, was dann angenehm zu der von der Natur gegebenen Temperatur und Luftfeuchte dazu getragen hat.
Gestern war Montag und Feiertag. Welcher Feiertag? Keine Ahnung! Ist mir auch egal. Diese Woche sind wir in Moffat und machen da so alles mögliche Praktische und danach sind wir wieder zwei Wochen in Toronto.